Bericht von Kathrin Henhapl

Kia Ora

Auch ich möchte euch von meinem Auslandsaufenthalt berichten.

Ich heiße Kathrin und habe im Mai 2014 eine duale Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau an der Macromedia in Köln begonnen. Im Rahmen der Ausbildung ist eine Praktikumszeit von eineinhalb Jahren vorgesehen und mein Wunschtraum war von Anfang an, wenn es möglich wäre, ein halbes Jahr davon im Ausland zu verbringen. Natürlich ist auch die finanzielle Bewältigung eines Auslandspraktikums eine Herausforderung. Und ich bin froh und dankbar, dass ich durch die Blickwinkelstiftung, die Möglichkeit der Unterstützung erfahren durfte. Welches Land oder welche neue Kultur ich erkunden wollte, war für mich erst einmal zweitrangig und ich habe Bewerbungen an alle Nationen und Länder geschickt, die mich grundsätzlich interessieren.

 

Die Bewerbungszeit bedeutet dann eine nervliche Zerreißprobe, da wird mir sicher jeder Student, Schüler oder Auszubildende Recht geben. Das ständige Warten auf eine Antwort; die Ungewissheit, ob die Bewerbung überhaupt ankam; wurde sie gelesen; wurde ich in die engere Auswahl genommen. All diese Dinge schwirren ständig im Kopf herum. Wenn dann noch die Zeitverschiebung und eine andere Sprache hinzukommt, ist das Ganze doppelt so aufregend. Ich war wirklich nervös und habe mit großer Spannung auf die Antworten  gewartet. Nachdem ich mehrere Skype – Interviews und Bewerbungsgespräche hinter mich gebracht hatte und versucht habe aus jeder kleinen Optionen eine Möglichkeit zu zaubern, hat sich endlich etwas Konkretes für mich ergeben.

Ich hatte mich bei Habitat for Humanity in Auckland beworben und einen Praktikumsplatz, der zum Rahmen meiner Ausbildung passt, erhalten. Super glücklich habe ich mich dann so gut es geht auf mein Auslandspraktikum vorbereitet.

Habitat for Humanity ist eine internationale, christliche, überkonfessionelle Hilfsorganisation und wurde 1967 von Millard und Linda Fuller gegründet. Jeder Mensch hat das Recht auf ein Dach über dem Kopf und ein schützendes Zuhause ist einer der Leitsätze der Organisation. Durch Hausbau, Renovierungs-, Nachrüstungs- sowie Instandhaltungsarbeiten ermöglicht Habitat for Humanity die Erschaffung eines ersehnten, eigenen Zuhauses, insbesondere für sozial schwächer gestellte Familien und besonders schutzbedürftige Menschen, wie Waisenkinder, Witwen, Ältere und schwer Erkrankte. Auch in Kathastrophengebieten bietet Habitat Hilfestellung.

Mittlerweile ist Habitat for Humanity zu einer der führenden Organisationen geworden, die gemeinsam mit Freiwilligen bescheidene und finanzierbare Häuser für Menschen weltweit baut. Im September 1976 wurde Habitat for Humanity International gegründet, um Millards und Lindas Träume und Ziele weltweit verwirklichen zu können. Und die darauf folgenden Jahre beweisen, dass die Vision von einer Welt, in der jeder Mensch ein Dach über dem Kopf hat, machbar ist und dass das Konzept von HFH erfolgreich ist.

1984 hat der ehemalige U.S Präsident Jimmy Carter und seine Frau Rosalynn zum ersten Mal an einem „Global Village“ Trip teilgenommen und somit ein starkes Zeichen gesetzt. Die Organisation hat dadurch noch mehr interessierte und engagierte Menschen auf sich aufmerksam machen können und weitere Tochterorganisationen wurden gegründet, unter anderem auch in Auckland, wo ich meinen Praktikumsplatz gefunden habe.

Im Mai 2015 ging es los und ich habe meine sieben Sachen gepackt um mein neues Abenteuer in Neuseeland zu starten. In Auckland wurde ich von zwei Freunden, die ich auf meiner Work- and Travelreise 2013 in Kanada kennengelernt habe, in Empfang genommen. Die beiden haben mir dabei geholfen, eine Unterkunft zu finden, mich im großen Auckland zurecht zu finden, Busfahrpläne zu studieren und die Sprache besser zu verstehen und neue Freunde zu finden. Ich hatte zwei Wochen Zeit, mich einzuleben, dann begann mein erster Arbeitstag.

Meine Vorgesetzte Katherine G. hat von Anfang dafür gesorgt, dass ich mich wohl und sehr willkommen fühlte. An meinem ersten Tag haben wir uns zusammen hingesetzt und über uns, unsere Leben,Jobs und Erfahrungen geredet. Das war das schönste und interessanteste Einstellungsgespräch, das ich je hatte und in Deutschland so noch nie erlebt habe. Die Freundlichkeit der Kiwis ist wirklich herzlich, aufrecht und einfach wunderbar. Es hat nicht lange gedauert, bis ich mich in Neuseelands freundliche Menschen verliebt habe und mich dort schnell wie zu Hause gefühlt habe. Katherine hat mich dem ganzen Team vorgestellt, mir die Büroraume, den ReStore (Second Hand Shop) und die Werkstatt gezeigt und mir nach und nach erzählt, welche Vision und Ziele Habitat verfolgt. Ich habe mich sehr schnell in die Arbeit eingefunden und konnte Katherine viel Unterstützung bieten. Hauptsächlich habe ich mich um die „Volunteer information“ gekümmert.Habitat for Humanity lebt von Volontären. Ohne die Unterstützung von Menschen, die etwas Gutes tun möchten und ihre freiwillige und unentgeltliche Hilfe anbieten, ist Habitat for Humanity nicht möglich. Jeder einzelne Helfer ist Teil der Organisation und genauso wichtig wie jeder andere. Ich habe mich also damit beschäftigt, dass die Informationen über die Freiwilligen in unser Datenbank übertragen werden.

Nach und nach habe ich immer mehr Aufgaben bekommen. Ich durfte Flyer gestalten, Broschüren, entwickeln, Plakate und Poster designen, deren Ziel es war, auf Habitat aufmerksam zu machen und das Interesse bei weiteren Menschen zu wecken, diese großartige Sache zu unterstützten. Außerdem durfte ich Conrad, den Chef der Organisation in Auckland, bei vielen Meetings mit neuen, potenziellen Partnern begleiten. In meinen Aufgabenbereich fiel unter anderem auch Recherche, Verwaltung und Ablage. Auch wenn dieser Teil der Arbeit nicht der Spannendste war, habe ich ihn doch gerne gemacht. Aus dem Grund, weil ich wusste, dass ich Katherine damit viel Arbeit abnehme und sie somit mehr Zeit hatte, sich um Spendenausschreibungen zu kümmern. Katherine ist dafür verantwortlich, Bewerbungen für Spendengelder zu schreiben, um somit Habitat for Humanity zu finanzieren.

Da mein Praktikum auch in den Rahmen meiner Ausbildung fallen musste, durfte ich unter anderem auch an einem Comedy Event mitwirken. Die Veranstaltung war darauf ausgerichtet, Spenden für den Wiederaufbau in Nepal zu sammeln. Jeremy Elwood, ein bekannter Neuseeländischer Comedian hat uns dabei geholfen die Veranstaltung zu einem Erfolg werden zu lassen. Ich habe mich hauptsächlich um die Veranstaltungsstätte gekümmert und ein Programm zusammengestellt. Das Event war ein großer Erfolg und wir haben zahlreiche Spenden sammeln können. Im November werden 200 Freiwillige nach Nepal fliegen, um vor Ort neue Häuser zu bauen und beim Wiederaufbau in Nepal zu helfen. Durch die Spenden, die wir gesammelt haben, werden die Materialien finanziert.

Nachdem ich mich sehr gut in die Arbeit eingefunden habe, meine tägliche Routine sorgfältig erledigt habe und Tag für Tag mehr über Habitat gelernt habe, hat Katherine mir nach 3 Monaten mein neues Projekt vorgestellt. Habitat for Humanity Auckland hatte schon länger das Ziel einen Jugendvorstand zu etablieren

Ich durfte nun ein Konzept entwickeln und Ideen sammeln, wie dieses Projekt zu realisieren sei. Ich habe mich mit Schülern getroffen, mit Studenten geredet und alle Ideen von A bis Z gesammelt, um daraus ein Konzept zu erarbeiten. Dabei musste ich jeden Aspekt berücksichtigen, sowohl menschliche als auch finanzielle Ressourcen.

Für mich war es eine richtige Herausforderung, die mich zu Beginn vor eine große Hürde gestellt hat. Ich sollte eine neue Abteilung entwickeln und das war mir komplett neu. Trotzdem habe ich viel Spaß dabei gehabt und mich nach und nach immer besser zurecht gefunden. Katherine hat mir oft geholfen und mir neuen Mut gemacht, dass mein Konzept wirklich eine Idee verfolgt, die nicht abwegig ist. Letztendlich habe ich alles, von Broschüre über Homepage,  bis zum Bewerbungsfragebogen für Schüler entworfen.

Das Praktikum hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich bin froh über die Erfahrungen, die ich sammeln konnte und die Begegnungen, die ich hatte. Am meisten hat mich beeindruckt, mit welcher Leidenschaft und Freude jeder zur Arbeit gekommen ist. Der Gedanke, dass meine Arbeit andern Menschen hilft, ist die größte Motivation, die es gibt.

Durch die Arbeit von Habitat haben tausende von sozial schwachen Familien neue Hoffnung in Form von finanzierbaren Häusern gefunden. Menschen haben sich zusammengeschlossen, um erfolgreich ein wesentliches soziales Problem zu bewältigen. Jeder hat das Recht auf ein sicheres Zuhause.

Seit 1976 hat Habitat for Humanity über 1 Million Häuser gebaut und repariert und mehr als 5 Millionen Menschen weltweit geholfen. 

Jeder kann helfen in jeglicher Form, sei es durch Spenden, Freiwilligenarbeit oder wie ich durch ein Praktikum.

An dieser Stelle möchte ich der Blickwinkel Stiftung nochmal mein herzliches Dankeschön aussprechen, denn Ihre finanzielle Unterstützung hat mir bei diesem Auslandsaufenthalt sehr geholfen, und so konnte auch ich anderen helfen.