Abschließender Bericht von Samira Khan

Das Sundarijal Kinderheim befindet sich in der gleichnamigen Ortschaft, ca 6 km entfernt

vom Kathmandu-Valley. Das Heim bietet Kindern im Alter von 3-15 Jahren ein Zuhause.
Viele von ihnen lebten vorher auf der Straße, wo die schwierigen Bedingungen sie dazu
verleiteten Klebstoff zu konsumieren um Hunger aber auch Gefühle wie Angst und
Einsamkeit zu betäuben. Die finanzielle Notlage führt in Nepal in einigen Familien dazu,
dass Eltern nicht über ausreichend Mittel verfügen, um ihre Kinder ernähren zu können.
Für Betroffene ist es eine große Entlastung, wenn sie wenigstens eines ihrer Kinder gut
versorgt wissen.


Im Sundarijal Kinderheim haben die Kinder ein neues Zuhause gefunden, indem ihre
Grundbedürfnisse versorgt werden und wo sie wieder Kinder sein können. Der
strukturierte Tagesablauf beginnt morgens früh um 5 Uhr mit Meditation. Neben viel Zeit
zum Lernen und ein wenig freier Zeit zum Spielen beinhaltet er auch ein tägliches
Taekwondo-Training.


Da die Kinder täglich von 10 – 16 Uhr die nahe gelegene Schule besuchen, habe ich
hauptsächlich in der Schule mitgeholfen. Die Lehrer*innen haben mich herzlich
aufgenommen und sie haben mir erlaubt ihren Unterricht zu begleiten. Ich habe vor allem
am Unterricht der jüngeren Jahrgänge teilgenommen, wo ich insbesondere die Kinder
unterstützt habe, die mehr Bedarf benötigten. Zum Beispiel lernen die Kinder im
Kindergarten schreiben, einige haben aber noch nicht die dafür nötige Feinmotorik
ausgebildet. Ihnen wird dabei geholfen den Stift zu führen. Es wird noch kein
regelmäßiger Sportunterricht angeboten. Damit sich die Kinder ein wenig Bewegen
können, habe ich anfangs viel mit ihnen auf dem Schulhof gespielt. Aufgrund der
Renovierungsarbeiten, war dies aber nach einiger Zeit nicht mehr möglich. Da die
jüngeren Kinder kein bzw. wenig englisch sprechen, rate ich zukünftigen Freiwilligen dazu,
vor der Reise einen Nepali-Kurs zu absolvieren. Freiwillige können selbstständig
unterrichten, wenn sie dies möchten. Dabei sollte aber bedacht werden, dass der
Unterricht in Nepal anders geführt wird.


Insgesamt gehen ca 200 Kinder in diese Schule, vom Kindergarten bis zur zehnten
Klasse. Zurzeit wird die Schule renoviert. Die Arbeiten sollen bis zum nächsten Schuljahr,
welches nach unserem Kalender im April beginnt, abgeschlossen sein. Mit baulichen
Veränderungen und neuen Ideen wird das neue Schuljahr dann voraussichtlich mit 300
Schüler*innen starten.


Jeder Tag wird begonnen, indem sich alle Kinder in Reihen aufstellen und gemeinsam die
Nationalhymne und das Lied „we shall overcome“ singen. Im Anschluss werden wichtige
Nachrichten von den Schüler*innen bekannt gegeben. Nachdem der Unterricht beendet
ist, kommen noch einmal alle Kinder zusammen, um gemeinsam zu singen, bevor sie
dann nach Hause gehen. Von sonntags bis donnerstags wiederholt sich der Tagesablauf.
Sowohl in der Schule als auch im Kinderheim. Jeden Freitag findet in der Schule ein
spezielles Programm statt, an dem alle Kinder teilnehmen. Um sich auf die Examen Ende
März vorzubereiten, fiel das Programm leider die vorherigen Wochen aus. Freitags endet
der Unterricht zum Mittagessen und leitet das Wochenende ein, dieses ist in Nepal am
Samstag. Am Wochenende duschen die Kinder und waschen ihre Kleidung. Samstags war
ich im Kinderheim. Da den Kindern wenig freie Zeit für freies Spielen zur Verfügung steht,
habe ich die Tagesgestaltung den Wünschen der Kinder angepasst. So haben wir viel
gemeinsam gespielt, Karten oder Gesellschaftsspiele, Federball, Ballspiele usw. Gerne
haben wir auch Ausflüge in die wunderschöne umliegende Landschaft unternommen. Da
vorausgesetzt wird, dass die Großen auf die Kleinen achten, und davon ausgegangen
wird, dass alles gut verläuft, wird keine Schwierigkeit darin gesehen, dass ein*e
Freiwillige*r alleine mit vielen Kindern spazieren geht. Aufgrund der verinnerlichten
Regeln, die in Deutschland gelten, habe ich das bei einigen Wegen teilweise als
grenzwertig empfunden.
Freiwilligen rate ich das nur zu machen, wenn sie körperlich fit sind und bei Zweifeln
auf eine Begleitperson zu bestehen. Die Kinder haben sich über meinen Besuch gefreut.
Wie wahrscheinlich überall gibt es Kinder, die von vornherein sehr offen sind und viel 
Aufmerksamkeit einfordern und andere, die “die Neue” erst einmal beobachten. 
Aber alle Kinder sind sehr liebenswert. Es ist erstaunlich zu sehen, wie sie
sich trotz ihrer Vergangenheit entwickelt haben. Und ich hatte viel Freude mit ihnen.
An einem Feiertag wurde ein großes Picknick veranstaltet. Die Schüler*innen der zweiten
bis zur zehnten Klasse und alle Lehrer*innen wurden mit allem nötigen an Geschirr,
Töpfen und Essen von zwei Bussen zu einem Park gebracht. Alle die Lust hatten, haben
bei den Vorbereitungen mitgeholfen, und Köche bereiteten ein leckeres Essen zu. Zur
Feier des Tages wurde eine Ziege geschlachtet. Es wurde auch ein Lautsprecher
mitgebracht, wo Kinder und Lehrer*innen den ganzen Tag zur Musik tanzten.
In Nepal leben die Menschen mit unterschiedlichen Religionen friedlich miteinander. Alle
Glaubensrichtungen werden respektiert. So werden auch viele Feste gefeiert.
Ein weiterer Feiertag, den ich miterleben konnte, war Holi. An dem Tag wird der Frühling
begrüßt, indem Kinder aber auch viele Erwachsenen sich gegenseitig mit Farbpulver
anschmieren und mit Wasser bespritzen.

Die ersten Tage war ich in einem Guesthouse untergebracht, welches sich ca 10-15
Gehminuten von der Schule und dem Heim entfernt befindet. Aus mehreren Gründen
entschied ich mich nach der ersten Woche in ein gutes Mittelklassehotel, das “Green
Hotel”, in Boudha zu wechseln. Boudha ist eine lebhafte Stadt im Kathmandu-Valley, die
auch als „tibetisches Viertel“ bekannt ist. Für mich ergaben sich daraus viele Vorteile, wie
24 Stunden Internetverbindung (was vor allem aufgrund der Zeitverschiebung wichtig ist),
heißes Wasser, ein sauberes Zimmer und freundliches und hilfsbereites Personal.
Wer gerne lange Spaziergänge macht, kann die Schule zu Fuß in ca 1,5 Stunden
erreichen. Es fahren aber auch regelmäßig Busse nach Sundarijal. Wobei es in Nepal
häufig zu Streiks kommt, an diesen Tagen bleiben bis auf wenige Ausnahmen alle
Geschäfte geschlossen und es fahren bis 16,17 Uhr weder Busse noch Taxis. In Boudha
sollte man sich auch bald einen Mundschutz zulegen, da die Luft an der Hauptstraße sehr
staubig ist. Dementsprechend ist auch die Kleidung schnell eingestaubt. Nach kurzer Zeit
hatte ich mich daran gewöhnt, dass die Kleidung nicht so sauber ist, wie ich es von zu
Hause aus gewöhnt bin, vor allem weil ich meine Wäsche von Hand gewaschen habe.
Das Hotel liegt nahe der Stupa, einem heiligem buddhistischem Bauwerk. Jeden Abend
bin ich dort auf dem Weg zu einem Restaurant entlanggelaufen. Im lauten und überfüllten
Boudha, bildet diese einen Ort der Ruhe. Die Restaurants bieten leckeres Essen zu
günstigen Preisen. Da alles frisch zubereitet wird, muss man ausreichend Zeit mitbringen.
Allgemein besteht in Nepal ein anderes Verhältnis zur Zeit. Für einige Touristen war das
schwer zu akzeptieren. Ich konnte mich schnell an diese Gegebenheit gewöhnen und
sehe für mich persönlich den Vorteil darin, dass es viel Eile und Stress nimmt, die häufig
durch unser schnelles Leben und den damit verbundenen Zeitdruck entstehen.